Wie bist du auf die Idee gekommen, das „DRAGlab“ zu gründen?

Das Thema „Gender und Drag“ ist in unserer heutigen Zeit so aktuell wie nie zuvor. In der Politik, Religion und auch im sozialen Feld wird über die Rollenbilder von Mann und Frau diskutiert und auch Personen versucht einzugliedern (oder auszustoßen), die nicht einem dieser traditionellen Rollenbilder entsprechen. Durch die Selbsterfahrung kann die eigene Persönlichkeit erforscht und erweitert werden. Die Erfahrungen reichen von der transsexuellen Frau, die durch Make-Up das erste visuelle Erlebnis als Frau überhaupt hatte oder Männern sowie Frauen erlaubt, sich mit ihrer oder seiner männlichen oder weiblichen Seite anzufreunden, bis hin zu Toleranzsteigerung und Erkenntnis über die diversen Ausprägungen des Themenkomplexes.

Wie würdest du das Gesamtkunstwerk „Drag“ beschreiben?

Drag ist vielseitig. Vom Nachahmen und Übersteigern der Posen und Kleidung eines Models bis zur komödiantischen Parodie als Kettenraucherin und alleinerziehende Mutter von drei Kindern kann in Drag alles geschehen. Spielerisch diese Maske(n) nutzen, um eine Erfahrung zu machen, die das Selbstbewusstsein, Toleranz und Bequemlichkeit steigert, ist das primäre Ziel des Projekts. Drag hat jedoch auch eine Wirkung auf die Betrachterinnen und Betrachter, welche von einer Abneigung bis hin zur Faszination reicht, und im Kern dazu auffordert, das Leben nicht allzu ernst zu nehmen. Wir alle tragen auch im Alltag diese Masken und sind nichts anderes als Männer und Frauen in Kostümen. Wie schon einst die weltberühmte Dragqueen RuPaul sagte: „You are born naked, and the rest is drag.“ 

In welchem Fachbereich würdest du dein Diplomprojekt „DRAGlab“ ansiedeln?

Das DRAGlab kombiniert Stärken verschiedener Fachbereiche. Die grundsätzliche Idee, eine Erfahrung durch diverse Medien zu ermöglichen ist definitiv in der Medienkunst anzusiedeln, die grafische Aufarbeitung und Werbemaßnahmen jedoch im Bereich Kommunikationsdesign. Das ist das tolle an unserer Hochschule; ganz nach dem Grundgedanken der Hochschule Interdisziplinarität zu fördern, gibt es für jedes Projekt eine Anlaufstelle und die Kompetenz, mit scharfem Blick die individuellen Projekte zu unterstützen und Kritik zu äußern. Ein Studium im Bereich Kunst und Design sollte niemals schwarz oder weiß sein; Grundgedanke, Selektion, Ausarbeitung, Kommunikation, Medium und Präsentation müssen erlernt, gefördert, angewendet und ständig kritisch hinterfragt werden. Genau das geschieht an der HfG. Man könnte sagen, unser Studium ist bunt.

Felix Kalka studiert Kommunikationsdesign und Medienkunst mit dem Schwerpunkt auf performative Gestaltung, die den Bereich Queer, Drag und Gender skizziert.