Du hast angefangen an der HfG Theorie zu studieren. Was hat dich dazu gebracht zu den Praktikern überzugehen?

Das war ein sehr weicher Übergang. Während ich noch in der Kunstwissenschaft und Philosophie eingeschrieben war, besuchte ich Seminare des Filmbereichs. Es handelte sich viel mehr um eine Spezialisierung in Bezug auf theoretische und praktische Aspekte des Films. Ich näherte mich dem Film vorerst theoretisch, ohne daran zu denken, selbst Projekte umzusetzen. Vor allem kam ich in dieser Zeit mit vielen Filmen in Berührung, die mich sehr beeindruckten. So begann ich Filme achtsamer als zuvor zu betrachten. Später, nachdem ich an einer Übung mit 16mm Kamera- und Filmtechnik teilgenommen hatte, fiel meine Entscheidung.

Wie bist du zum „New Non-Fiction Cinema“ gekommen?

Im Rahmen von Andrei Ujicas Seminarreihe „Meister des Kinos“ sahen wir Robert J. Flahertys frühe Dokumentarfilme „Nanook of the North“, „Moana“ und „Louisiana Story“, die sicher zu den oben genannten Filmen gehören. Vor den Dreharbeiten zu meinem Projekt sah ich viele von Raymond Depardon und Frederick Wisemans Filmen, dabei wirkten „Délits flagrants“ und „Le quotidien“ von Depardon und „Central Park“ und „National Gallery“ besonders auf die Form meines aktuellen Projektes. Es ist eine Form, die im Wesentlichen auf einer zurückhaltenden, spontanen Annäherung an die Personen in ihrer Umgebung basiert.

Wie würdest du dein aktuelles Filmprojekt beschreiben?

Die Protagonistinnen meines Films sind drei junge Frauen, die gemeinsam als Praktikantinnen in einem Atelier für Gemälderestaurierung arbeiten. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten besuchte und filmte ich sie immer wieder bei ihrer alltäglichen Arbeit. Jedoch geschieht das Meiste auf der sprachlichen Ebene, die Sprache ist in dem Film genauso wichtig wie das Bild, in ihr kommen ihre Ziele und Zweifel zum Ausdruck. Die restauratorische Arbeit bildet die Grundlage ihrer Beziehungen und sowohl den zeitlichen als auch formalen Rahmen des Films.

Madelaine Merino studiert Medienkunst. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf dokumentarischem Film.