Der Film Kader beschäftigt sich mit den gegenwärtigen Transformationen in den Archiven anhand unseres audiovisuellen Erbes. Dabei umfasst beim Medium Film der Begriff Archiv staatliche, private, wie zufällige Sammlungen und Ansammlungen von Filmrollen.

Durch die rasche Digitalisierung ist der analoge Film binnen zwei Jahren aus dem Alltag in Europa fast gänzlich verschwunden. Ein Medienumbruch in dieser Geschwindigkeit ist in der Filmgeschichte einzigartig und er geschieht in großen Teilen ungeplant. In ihm sind gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Kräfte wirksam, die sich gegenseitig beschleunigen oder aufheben. Eine chaotische Gemengelage, in der man nicht einmal genau weiß, welcher Film sich noch wo befindet.

Die Gefahr von Verlusten ist gegeben, steht aber nicht im Zentrum der Überlegungen von Kader. Der Film behandelt die Frage der Transformation des visuellen Archivs zwischen dem 20. und dem 21. Jahrhundert. Die Organisation des visuellen Gedächtnisses der Zukunft unterscheidet sich vom bisherigen vollkommen und folgt dabei eindeutig utopischen Ideen. Sein Charakter ist totalitär. Deshalb sprechen wir von digitaler Revolution und vernichten die meisten der alten Filmkopien, anstatt sie als Alternative zu den kommenden Archiven zu bewahren.

Der Transformationsprozess ist von zwei Maschinen geprägt. Die eine vernichtet das alte Medium, die andere versucht, alle existierenden visuellen Informationen digital zu erfassen und dabei das Sehen zu lernen. Der Mensch taucht als Zuarbeiter auf, wie es für technische Revolutionen charakteristisch ist. Nun, wo neben der Kraft auch noch die Sinne und das Kognitive technisch verlängert und erweitert werden, gehört das Ende des alten Mediums Film dem kreativen Umgang mit unserem audio-visuellen Erbe, der schöpferischen Kraft, die aus der Vernichtung und Maschinisierung entstehen kann. Der Künstler Georg Schmitt erfindet im zweiten Teil des Films die Filmgeschichte neu und konstruiert aus den Versatzstücken einzelner gefundener Bildkader das Narrativ des Films innerhalb der Maschinenwelt. Diese Maschinenwelt wiederum wird in Kader aus dokumentarischen Versatzstücken rekonstruiert und verdichtet. Der Film lässt eine dystopische, absurde Welt entstehen, in der ein kaum bemerkter gesellschaftlicher Prozess seine visuelle Konkretisierung erfährt.

Weitere Vordiplome und Diplome